– Rückenschmerz – I. Die konservativen Verfahren -Spritzen-

Meist ist es der kurze Aufenthalt in Zug­luft, die zu schwere Ein­kaufs­tasche oder aber die be­rühmte “falsche Bewe­gung”, und schon ist der Schmerz da. In einer solchen Situ­a­tion wünschen sich die meisten Menschen nur eines: sich möglichst schnell wieder schmerzfrei bewegen zu können. Wenn dann doch die Notfallmedikamente, die Wärmflasche und der „immer gute Spezialtipp des Nachbarn„ nicht mehr weiter hilft oder die Beschwerden sich gar verschlechtern geht’s zum Spezialisten. Und nicht selten kann der Arzt genau das mit einer gezielten Spritze am „richtigen Platz und zur rechten Zeitpunkt“, erreichen und diesen Schmerz­­kreislauf un­terbrechen. Die Spritze ist dabei eigentlich nicht so schlecht wie ihr Ruf. Wenn sie nicht wie dies viele aus guten und schlechten Erfahrungen aus der Ver­gangenheit kennen, an die Stelle einer ursächlichen und grundlegenden notwendigen Behandlungskonzeptes  tritt. Da­bei ist aber nicht jede Spritze gleich, auch wenn dies gerne bei Patient und auch Arzt oft verallgemeinert wird. Ist es eine Muskel­verhärtung, Sehnenver­spannung oder doch eher ein Nervenwurzel  irritierender Bandscheiben­vor­fall? Strahlen die Schmer­zen aus oder sind sie nur auf ein bestimmtes Gebiet be­schränkt?

Ist der Schmerz dumpf, stechend oder eher reißend? Diese und viele andere Fragen wird ein guter Arzt stellen und auch andere notwendige Aspekte (Erkrankungen / Verletzungen / Medikamente, etc.) immer berücksichtigen, bevor er die Kanüle aufzieht. In der Regel wird zunächst oft vom Hausarzt  eine generelle, systemisch wirksame „Universalspritze“ mit Schmerzstillenden-, Muskelentspannenden und Entzündungshemmenden Mitteln erfolgreich gesetzt. Aber nicht nur die Inhaltsstoffe, auch Ort und Art der Injek­tion variieren je nach medizinischer In­dikationsstellung. Die vier wichtigsten „gezielten Spezial-In­jek­tions­for­men“ hier  kurz und informativ zusam­mengestellt.

Die Neuraltherapie-Nach sportlicher Anstren­gung/Fehlbelastungen oder auch durch ungewohnte Kälte/Zugluft kann es zu einer schmerzhaften Verhärtung der Muskulatur kommen, welche sich nicht durch vorsichtige Bewegung überwinden lässt (z. B. akuter Schiefhals). Durch die gezielte Injektion eines lokalen Betäubungsmittels in bestimmte Hautpunkte bzw. in die Nähe von Muskel- und Nervensträngen wird eine schmerzlindernde und muskelentspannende Wir­kung erzielt. Auch können spezifische andere Zusätze ggf. beigemischt werden um die Wirkung zu potenzieren/stabilisieren. Wenn die Wirkung der Spritze nachlässt, ist meist auch der Auslöser der direkten Beschwerden verschwunden, so dass eventuell auch kei­ne weitere ursächliche The­rapie vonnöten ist.

Die Nervenwurzelblockade– Eine Nervenwurzelblockade wird zum Beispiel bei Patienten mit (sub-) akutem lumbalem Bandschei­benvorfall vorgenommen. Hierbei wird ein Lokal­anäs­thetikum bzw. Cortison di­rekt an die vom vorgefallenen Bandscheibengewebe bedrängte Nervenwurzel ge­spritzt. Die Schmerzen hör­en meist unmittelbar auf, jedoch können unter Um­ständen (abhängig von der Lage der bedrängten Ner­venwurzel) kurzzeitige Taubheits­ge­füh­le im Bein auftreten. Die Ursache der Beschwerden wird hier jedoch nicht beseitigt; fast immer wird eine weiterführende intensive konservative, als auch gegebenenfalls operativer Behand­lung nötig sein.

Die Epi(peri)durale Injektion– Eine Injektion in den Raum zwischen den Rücken­marks­­häuten. Sie dient der Be­hand­lung solcher Band­scheiben­vorwölbungen oder -vorfälle, bei denen durch die entzündungsbedingte Schwellung einer oder mehrerer Nervenwurzeln eine Verengung des Wirbel­ka­nals hinzutritt. Neben einem Lokalanästhetikum und Cor­tison wird oft auch eine Kochsalzlösung gespritzt, welche durch den natürlichen Osmoseeffekt die Schwellung zusätzlich verringert. Die epidurale Injek­tion erfolgt je nach Lokal­isation der Beschwerden entweder direkt zwischen zwei Wirbeln oder aber als sakrale Injektion durch eine natürliche Öffnung am Steißbein.

Die Facetteninfiltration– Manchmal sind es nicht die Nervenwurzeln, sondern die mit reichlich Nerven innervierten kleinen Wirbelgelenke (Fa­cetten), von denen die Schmerzen ausgehen. Grund dafür kann eine abnutzungsbedingte Arthrose sein, aber auch eine Reizung durch eine zu große Beweglichkeit der Wirbel untereinander, hervorgerufen durch eine Lockerung des Kapsel-/ Bandapparats. Dann können die Facetten selbst mit einem Betäubungsmittel bzw. Cortison angespritzt werden. Diese Injektion erfolgt bei einem anatomisch versierten und erfahrenen Arzt auch “freihändig” unter Orientierung an anatomischen “landmarks”, al­so gut tastbaren Teilen der Wirbelsäule. Manchmal erfordert aber auch die Spritzenlokalisation unter anderen auch eine gezielte Placierung unter Ultraschall / CT- / Röntgenkontrolle.

Wie schon erwähnt, behandelt die sogenannte schnelle Spritze” nicht die Ursache, sondern meist nur, aber oft sehr erfolgreich das Hauptsymptom: den Schmerz. Und mit Schmerzen lassen sich die meisten erforderlichen Maßnahmen auch nicht richtig und adäquat angehen. Die ursächliche Therapie sollte immer vom Patient und auch Arzt im Auge behalten werden und dann zeitgemäß und qualifiziert kurz/mittelfristig angegangen werden. Bei einer einfachen Blockierung/Verspannung können das Massage, Chirotherapie und/oder Manuelle Therapie sein, bei weiterreichenden Problemen, die als Basistherapie fungierende allgemeinen und spezielle Kran­kengymnastik. Aber auch verschiedene elektro-/thermostimulierende Maßnahmen und Spezialverbände( Kinesiotape,etc) können unterstützend zur Anwendungen kommen. Aber meist ist ein grundlegendes ganzheitliches Verändern des Rückenbewusstseins  im Sinne einer sogenannten „Rückenschule“ zwingend erforderlich um langfristig beschwerdefrei zu werden.